DIDIMOS : Ich spreche mit François Merkowikcsz, Trainer der „Schlange“, einem Ensemble, das manche schon im Olymp des Entertainmentsommers sehen! Und warum nicht? In den letzten Wochen ist viel passiert! Die heiße, superintelligente Nora war mit der eigentlich als Langweilerin geltenden Noor im Bett. Und es wurde ein nicht ganz legal agierender Influenzer-Bau ausgehoben, vielleicht bleiben da sogar ein paar Figuren drin, die hatten ja geile Meinungen, irre divers. Es laufen jede Menge Affären und Intrigen aller Art im Haus. Gerade wurde für mehrere Millionen Ablöse ein Basisliebling eingekauft, N’Ila Becker, die vom Münchner Athener Platz-Ensemble zu Alev „Sex-on-Legs“ Steigmeier in die Wohnung gezogen ist, um sich in Ruhe zertifizieren zu lassen. Bahnt sich da was an? Und jetzt kommen ihre Freundinnen vom Athener Platz zu Besuch nach Berlin! Frau Merkowikcsz, wird das der Straßenbattle der Saison? Kann Andile vom Athener Platz es mit Alev in Sachen sexy deutsche Jungperson aufnehmen, wen erhört N’lla? Und was ist das Geheimnis der „Schlange“, warum wird sie die Herzen gewinnen?
MERKOWICSZ : Wir investieren auch mal gezielt in Publikumslieblinge, gerne auch richtig, denn wer billig einkauft, besetzt um. Ich denke, eigentlich geht es bei uns um den Nachwuchs, wir ziehen unsere Charaktere heran, überlassen da wenig bis nichts dem Zufall. Schließlich wächst jede Träger:in mit ihrer Geschichte.
DIDIMOS : Die Berliner Schauspielschulen …
MERKOWICSZ : Sind nur ein kleiner Teil unserer Jagdgründe. Uns geht es mehr um Orte, wo Talente sich erst mal selbstaktiv aufbauen. Zeigen, dass sie Leute, Pubs binden können. Unser Team zieht durch Bars, Zusammenkünfte. Sieht sich Streamside um. Erst gerade konnten wir einen jungen Influencer für unser Zertifizierungsprogramm gewinnen, sehr sexy, sehr intelligent, sehr verbindlich. Er konnte die Massen online und auf einer Demo gut führen, sein Kanal ist sauber optimiert. Wir fanden, eine Zukunft in der Schlange wäre für ihn und die Welt von Vorteil, er bringt ja eine positive politische Botschaft ein.
DIDIMOS : Coolomat! Wer ist es? Wann sehen wir ihn?
MERKOWICSZ : Er wird zertifiziert, influenzt nebenher weiter, um seine Marke durchzusetzen, politisch relevanter, beliebter zu werden. Klar kann ich die Identität noch nicht preisgeben: Aber er wird uns sicher ein paar Folger:innen mehr einbringen, gerade aus der spannenden jungen Ideologieszene, die er an sich bindet, ganz organisch. Läuft alles gut, führen wir ihn in einem Jahr ein.
DIDIMOS : So lange dauert die Zertifizierung?
MERKOWICSZ : Nein, aber wir nehmen uns die Zeit. Wir wollen eine echte Träger:in aus ihm machen, keine Eintagsfliege.
DIDIMOS : OK, erklärst du kurz das Konzept der Träger? Das Konzept ist jung, frisch, noch nicht allgemein verstanden. Obwohl es Träger ja schon lange gab, beispielsweise wurde der Erfinder des Sherlock Holmes, Jerry Brett, zu dessen Träger, dem ersten überhaupt …
MERKOWICSZ : Jeremy Brett, stimmt, er war eine der ersten Träger:innen, um das auszubuchstabieren, falls es hier ältere Pubs gibt, eine Person, die ganz ihre Rolle wird. Nur das wir das Konzept gegen die vorsintflutlichen Anfänge umgedreht haben, wir entwickeln aus der Person die Figur, skulptieren sie aus ihr heraus. Wir bringen nicht die Figur in die Person. Brett war übrigens nicht der Erfinder der Holmes-Franchise, die Figur basiert auf einer alten schottischen Tradition. Sehr organisch.
DIDIMOS : OK, interessant, wieder was gelernt. Welche Unterschiede gibt es zwischen einer Ausbildung an der Schauspielschule und der Formatierung bei euch?
MERKOWICSZ : Viele meinen, Schauspielschulen sind ewiggestrig. Das ist nicht meine Meinung. Erstens ist die technische Seite identisch. Atemtraining, Psychoblick, Bewegen, Ernährung, Typoptimierung. Was wir aber konsequenter bilden ist das Suchtverhalten. Eine echte Träger:in kann nicht leben, wenn sie nicht vor den Cams agiert, nicht in die Medien darf, nicht bewundert und besprochen wird. Sie muss gestreamt werden, releasen, posten. Gelinde werden. Und nur das bedingt die Gegensucht durch die Basis. Es ist ein zärtliches Geben und Nehmen, eine spannende Interaktion. Das wird beim Charakterpolling klar, oder bei den wöchentlichen On-Cons. Träger:innen stehen ja immer im Austausch mit der Basis, besprechen Psychologie, besonders auch die Sexualität ihrer Charaktere, passen sich an, leben Sachen ein. Auch in unsere Planung fließen oft Vorschläge aus der Basis ein, wenn eine Folger:in sagt, die sollte mit der oder dem, gibt es da ein dunkles Geheimnis in einer Beziehung, ist da was politisch untragbar oder widerlich oder so, lauert da ein Faschogedanke? Und dieser Akt zwischen den Polen, zwischen Träger:in und Basis, den betonen wir, auf den formieren, schleifen und verfeinern wir unsere Leute hin.
DIDIMOS : Geile Sache. Und was findest du dann an Schauspielschulen?
MERKOWICSZ : Von der Industrieseite her sage ich, wir brauchen Dronen, Schauspieler:innen, die keinen Träger:innen werden, sondern technisch Typen verkörpern. Nebenrollen eben, die ja auch spannend sind.
DIDIMOS : Klar, macht Sinn. Einer meiner Kollegen fragt übrigens, warum keine zusammenhängenden Geschichten mehr erzählt werden. Ist das im Trend?
MERKOWICSZ : Ganz klar. Hey, ich verstehe es, wenn Leute sogenannte Aussagen wollen, sowas beruhigt, das gibt Konsument:innen die wichtige Sicherheit: wir sind gut! Aber das findet sich in Massen woanders, bei Agiprop-Importware oder in historischem Material. Wir aber machen offene Inhalte, brauchen keinen Abschluss. Wir sind sowas wie gegenstandslose Serienkunst. Und wir geben der Basis die Option, ihr Metaleben zu wählen, zu …
DIDIMOS : Moment, das verstehe ich jetzt nicht?
MERKOWICSZ : Ich drücke mich klarer aus: Die verschiedenen Serienstraßen im Angebot sind leicht verschieden ausgerichtet, die meisten Standard, Mehrkult, es gibt auch Spezialangebote im Ghettostil, Monokultiges, oder Angebote für Leute, die gerne Ellies folgen, also so Personenkult, Künstlerthemen. Die Pubs suchen sich jeweils ihre Welt aus, die Straße, die sie bewegt. Und der bleibt eine Folger:in dann treu, oft ein Leben lang. Dabei sind Wechsel der Träger:innen zwischen den Angeboten möglich, das trägt zum Verständnis bei, zur gesellschaftlichen Kommunikation, zum Zusammenhalt des Staatskörpers, nicht wahr?
DIDIMOS : Ja, klar.
MERKOWICSZ : Deswegen ist es wichtig, dass wir Produzent:innen keine aneckende Kunst machen. Das braucht das Pubs nicht, ich werde mal politisch: Was Poli-Berlin macht ist alternativenlos, da ist keine Diskussion erforderlich. Darum kümmern sich die Profis. Die haben auch die Infos. Wir kümmern uns ums Leben.
DIDIMOS : Klar. Aber warum?
MERKOWICSZ : Das Zeitalter des Individuums ist vorüber. Es hat uns ein schweres Erbe hinterlassen. Und die Wahrheit des Menschen, in der Masse, der Basis, die wurde zu lange unterdrückt, das Schicksal der Pubs wurde einer Art individuellem Zufall überlassen. Verantwortungslos …. Ja, und das lernen wir vom Pubs. Beispiel Biosex: alle machen es, aber zeigen werden wir das nicht. Weil, 80 % unserer Folger:innen finden, das würde dem Binärtum Vorschub leisten.
DIDIMOS : Eine klare Ansage.
MERKOWICSZ : OK, jetzt muss ich aber los, Alev braucht Coaching für das erste Abendessen mit N’lla.
DIDMOS : Zu zweit?
MERKOWICSZ : Kein Spoilern! Aber naja, ein bisschen kann ich ja vorgreifen … Ein klein bisschen. Alev kauft gerade Kerzen ein … Regenbogenkerzen … und Spargel! Seht euch im Stream an!
DIDIMOS : Wow! Heiß!