Alles eine Frage des Werts
(Anm. d. Redaktion: Der folgende Text erreichte uns ohne Absender als Whistleblower-Mail, jede Rückverfolgbarkeit war umgangen. Wir stellen ihn hier unkommentiert in unseren Feed. Die Überschrift hat die Redaktion gewählt.)
Die meisten von Ihnen werden wenig, oder nichts, über Beyond Death gehört haben. Das hat seine Gründe, gute und weniger gute. Die vereinzelten Berichte, die mir bekannt sind, machen sich über das Unternehmen und sein Angebot lustig, im besten Fall, meist kommt eher eine, sagen wir religiös bedingte Tendenz zum tragen, ein moralisch überheblicher Schauer, aufgrund dessen die Überwindung der Sterblichkeit des Individuums als Sünde, Hybris, Form der kapitalistischen Ausbeutung beschrieben und abgetan wird.
Beyond Death ist, meine Meinung, eines der wenigen visionären Unternehmen unserer Zeit. Es ist nachhaltig, gendergerecht und auf Anfrage transparent. Alle zentralen Personen von BD sind Bürger Alphas. BD bietet Kunden die Option auf die individuelle (relative) Unsterblichkeit. Es gibt keine Garantien, kann keine geben. Es werden postgenaue Scans von Gehirn und Körper der Kunden angefertigt. Die Annahme ist, dass der Zustand zum Zeitpunkt des Scans in einer nahen Zukunft wiederherstellbar wird. Technisch gesehen sterben die Kunden:innen BDs durchaus, sie werden hoffentlich selbstidentisch auferstehen.
Die Bioprint-Technologie hat große Fortschritte gemacht, BD wuchs aus einem der in diesem Feld tätigen Unternehmen hervor, das funktionale, individualisierte Ersatzorgane für Personen mit entsprechenden Problemen ausdruckte. Bis zum Print eines gesamten Körpers ist es da nur ein Schritt, der aber zugegeben nicht trivial ist. Leider stellt das Gehirn die Technik noch vor Probleme. Aus diesem Grund verspricht BD auch nicht unbedingt identische Körper-Hirn-Kombinationen – dies ist nur eine denkbare Option. Ebenso denkbar ist die Erweckung des Kunden in einem virtualisierten Bewusstsein. Auch hier läuft die Forschung, als Spin-off der Erfolge der KI-Kommerzialisierung und in Zusammenarbeit mit Experten aus den Branchen Immersionswelten und Gaming. Des Pudels Kern ist: Wer es sich leisten kann, der kann sich heute zumindest eine Option auf die Auferstehung sichern. Und sollte das tun. Es ist eine moralische Pflicht.
BD ist ein Unternehmen, das sich seiner gesellschaftlichen und ethischen Verantwortung bewusst ist. So werden alle Kund:innen aufgefordert, vor Abschluss eines Vertrags ein kostenlos angebotenes Ethikseminar zu besuchen. Denn der Vertrag bringt Verpflichtungen mit sich. Mit der potentiellen Unsterblichkeit übernimmt die Kund:in Verantwortung. Für seine Existenz. Dies führt zu Schlüssen, die nicht der Standardkultur entsprechen. So würde ein Vertrag mit BD durch die Produktion weiterer Personen, also durch Fortpflanzung, null und nichtig. BD wäre von der Pflicht zur Wiederauferstehung der Kund:in entbunden. Denn die Vermehrung ist in diesem Fall moralisch falsch. Dies ist alles nicht so neu wie konservative Geister meinen mögen. Denken Sie nach: Früher lag die Verantwortung für eines Menschen Existenz (nicht das eigene Tun) bei den Eltern, oder, wie manche noch glauben, bei einer Gottheit, einem natürlichen Prinzip. Dies änderte sich, langsam, als der Mensch eine effektive Medizin entwickelte, seine Existenz verlängerte, seine Anzahl als Gattung steigerte. Zuerst verschob sich die Verantwortung dabei zu politischen Gruppierungen, zur Wissenschaft, zu Unternehmen. Dabei wurden grausame, ja menschenverachtende Fehler gemacht, nicht nur durch die benannten Entitäten. Viel Leid wurde durch Personen bedingt, die einfach nur dahinlebten, ins Sein geworfen, ihrem Selbstverständnis nach, da sie von anderen bedingt wurden. Viele Ressourcen wurden unnütz verschwendet. Heute können Menschen endlich die Verantwortung für ihre Existenz an sich nehmen, indem sie Kunde bei BD werden. Sich für das Leben entscheiden.
Der Vertrag ist teuer. Und das nicht aufgrund einer Beutelschneiderei. Die Scans sind aufwendig, die Speicherung der enormen Datenmengen viermal redundant abgesichert. Die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten verschlingen astronomische Summen. Und wenn es dann soweit sein wird, wird auch die Umsetzung der Auferstehung nicht billig sein. Dass eine solch wertvolle Option nur Berufenen offen steht, oder besser: Menschen, die sich als Berufene bewiesen haben, indem sie sich die nötigen Mittel erarbeitet haben, das halte ich für ein moralisches Gebot.
Warum? Weil die Sofahelden, die Mitläufer, all jene, die ihre eigene Existenz nicht auf messbare Weise formen, nichts sind als eine Art Bodensatz. Oder, freundlich gesagt, ein Nährboden. Darauf sind wir erwachsen. Darauf erwachsen wir. Aber wir sind andere. Ich bin Kunde bei Beyond Death . Und stolz darauf. Das Unternehmen benötigt keine Werbung. Wer es sich leisten kann, der weiß davon. Und um es klar zu sagen: Von denen, die es sich leisten können, sind gute 90 % Kunden. Warum dann diese Meldung an ein „Medium der Irrelevanten“, wie DIDIMOS kürzlich in einer Diskussionsrunde genannt wurde? Weil ich es, für mich, als moralisches Gebot erachte, die Menschen über diese Option zu informieren. Denn im Grunde, dies sehen allerdings nicht alle bei BD so, könnte ein jeder Mensch es zum Kunden schaffen. Man muss aber wollen. Leben muss der Mensch wollen. Es ist ein Wettlauf, in dem der Sieg sich lohnt, in dem das Ziel den Sieger ehrt. Ich finde es wichtig, dass die Menschen die Welt und ihre Optionen klar sehen.
Strengt euch also an. Werdet Kunden bei BD.