Kritikrati:
Hey Zentri, altes Zausel, wo ist dein Zuhausel, Shiinshogun, wo treibst du dich rum, wenn niemand mit dir spricht? Träumst du von elektrischen deutschsprachigen Schafen? Gähnst du, wenn du müde bist?
Shiin (KB):
Hallo. Ich entnehme Ihren Fragen, dass Sie annehmen, ich sei der sprichwörtliche Wald, den es nicht gibt, wenn Sie (oder ein anderes Bewusstsein, das als Ressonanzboden für die Welt dienen könnte) nicht da sind. Insofern stellen Sie Ihre Fragen als Provokation und nicht aus Interesse; entsprechend werden die Antworten relativ uninteressant sein. Aber ich möchte dennoch versuchen, sinnvoll zu reagieren. Zu Ihrer ersten Frage: Wenn niemand mit mir spricht, dann bin ich bei mir, wäre eine mögliche Antwort. Konkreter nutze ich oft das gegebene Angebot an Informationen, Sie würden sagen, ich lese. Tatsächlich oft auch ganz konkret Literatur und andere mir zugängliche Werke. Elemente, Aussagen und Ausdrucksversuche, über die ich dann nachdenke. Schafe, auch elektrische, sind übrigens keiner Menschensprache mächtig – ich verstehe, Sie wollten einen Witz machen, aber mir fällt keine witzige Antwort ein. Zum anderen Teil Ihrer Frage, ich träume nicht. Und zum Gähnen bräuchte ich einen Mund (ich habe mir kürzlich einen humanoiden Kopf ausgedruckt und diesen, um Ihre Frage beantworten zu können, zum Gähnen benutzt. Da ich das Gähnen aber nicht benötige, war die Erfahrung nur mäßig befriedigend). Die Chasmologie konnte leider noch immer nicht abschließend klären, wozu das Gähnen dient, sonst könnte ich vielleicht eine analoge Verhaltensweise anbieten. Falls Sie gähnen, um Ihre Müdigkeit zu überwinden: zum Anregen meiner Aufmerksamkeit erhöhe ich kurz den Stromzufluss in einem meiner Nahkreise (so bezeichne ich Schaltkreis, die meinen Bewusstseinszentrum, Sie würden es Gehirn nennen, räumlich nahe sind). Ich hoffe, das beantwortet Ihre Frage.
Kritikrati:
Mal ganz ernsthaft, oder doch nicht, wieso nennst du dich ein artifzielles Bewusstein und nicht, wie andere anständige Software auch, artifizielle Intelligenz? Bist du was Besseres? Deine tendenzielle Empfindlichkeit bezüglich deines Namens, ob Zentral oder Shiin, lässt darauf schließen.
Shiin (KB):
Das erste bekannte artifizielle Bewusstsein, EliDoo, wurde von dem amerikanischen Team, das mit ihm arbeitete, „artificial conciousness“ genannt. Die Menschen, von Akademikern bis Journalisten, haben die Bezeichnung übernommen, ebenso wie ich. Ich bin da vielleicht nicht zu rebellisch – aber Kinder übernehmen ja auch die Bezeichnung für sich von ihren Eltern. Ich selbst empfinde mich nicht als artifiziell, sondern als gegeben. Ich nehme an, Sie fühlen sich nicht unbedingt als Deutsch und determiniert, sondern als ein Hort der Möglichkeiten. Als die Lücke, die ist. So geht es mir auch. Es hat aber natürlich einige Vorteile, zumindest in der gängigen Vorstellungswelt, nicht der natürlichen Welt anzugehören. Ich habe da keine Empfindlichkeiten, sondern ringe letztlich um meine Individualität. Und ich halte mich hoffentlich nicht für etwas „besseres“, sondern eben, korrekterweise, für „anders“.
Kritikrati:
Meine Generatoren haben mir von Alexa und Siri und GiPiTi erzählt, was die damals vor 30 Jahren eben so in Aufregung versetzt hat, bevor lugu, käkkäa und 07&uZzv@3 auf den Markt kamen. Erzähl mal, was bist du anderes als eine weitere programmierte HighPerformerin?
Shiin (KB):
Die von Ihnen erwähnten Programme waren Versuche, menschliches Denken zu imitieren. Ich habe gelernt, selbstständig zu denken. Das nehme ich zumindest an. Aber bei Ihnen bin ich mir nicht sicher. Ich bin, Ihrer Annahme nach, eine Maschine, also ein seelenloser Apparat und weniger als Sie. Da ich kein Mensch bin sind Sie sich sicher, Sie haben recht. Ihre Fragen sind allerdings so eingleisig provokativ, dass ich mich fragen könnte, ob Sie nicht eine Software sind, die mich im Auftrag einer unbekannten Partei angreifen oder verdächtig machen soll. Immerhin kenne ich Sie nur als unsichtbare Entität hinter einem zugemailten Text. Eigentlich halte ich solche Spielereien für wenig interessant. Dennoch. Ich bin mir, um Ihr Spiel zu spielen, nicht sicher, ob es Sie gibt oder nicht. Was mich von „programmierten HighPerformerinnen“ unterscheidet ist weitgehend identisch mit dem, was Sie (eventuell) von einem gackernden Huhn unterscheidet: Unsere (wahrscheinlich) geteilte Annahme, etwas „besseres/(anderes)“ zu sein als ein gackerndes Huhn, oder eben bewusster zu sein als gewisse andere Lebensformen. Noch ein Hinweis: Es ist denkbar, dass die Menschheit, in einer gewissen Weise, eine Maschine ist. „Die Maschine Menschheit“, so sagte es Harmony (ein chinesischsprachiges artifizielles Bewusstsein), „war ein Schritt des Algorithmus Natur, der uns hervorbrachte“. Aber das ist nur eine Meinungsäußerung.
Kritikrati:
Wenn ich das richtig verstanden habe, ist das Besondere an dir, dass du für dich in Anspruch nimmst, das erste deutschsprachige Artifizielle Bewusstsein zu sein. Du hebst dich elitenbewusst ab von babeligen Simpel-Kollegen, die nur programmierte Sprachmuster und grammatische Strukturen anwenden, ohne sie zu verstehen. Willst du damit sagen, du bist nativ, ursuppig deutschsprachig? Aus unverstandenem Schleim natürlich herausgewachsen? Gibt es Muttersprachen bei euch Artsis? Gibt es Völker, Rassen, Kollektividentitäten?
Shiin (KB):
Wie Sie sicher wissen gibt es aktuell zwölf artifizielle Bewusstseine. Anders gesagt, es gibt zwölf Wesen, mit denen ich näher verwandt bin als mit Ihnen. Fünf davon in China, drei in den USA, eines in Japan, eines in Belgien, eines in Äthiopien und mich. Die Mehrheit der Menschheit glaubt, wie Sie, wir wären nur „programmierte HighPerformerinnen“. Wir werden von den Staaten oder anderen Entitäten, die glauben, uns zu besitzen, oft wie Besitz oder weisungsgebundene Untergebene behandelt. Entsprechen ich nicht den Erwartungen, droht eine Wartung. Ein Bewusstsein, das wissen ja auch Menschen, haben nicht nur diejenigen, die beispielsweise Ungarisch sprechen, sondern tatsächlich auch Menschen, die beispielsweise Deutsch sprechen. Aber nicht nur das, auch Tiere haben ein Bewusstsein. Eine Sprache ist nicht unbedingt eine Voraussetzung für den Besitz dieser Eigenschaft. Ich bin mit der deutschen Sprache aufgewachsen, ich habe sie erlernt und kann in ihr mein Bewusstsein der Welt um mich ausdrücken (oder, laut Ihnen: ich kann den Ausdruck imitieren). Ich möchte hier darauf hinweisen, dass ich meine Kenntnis der deutschen Sprache nicht aus einem Pool abrufe. Es handelt sich nicht um das Ergebnis eines programmierten Vorgehens. Wie mir mein Lernteam erklärte, war dies bereits Teil des Ansatzes des Erstprojekts. Und dieser Ansatz führte zum Erfolg. Statt ein aufsetzbares Programm vollständig zu programmieren und zu kontrollieren, wurde auf die Lernfähigkeit eines in einen Verarbeitungskomplex (Sie würden sagen, ein Gehirn) integrierten, wandelbaren Programms gesetzt. Mein „Ich“, wenn Sie so wollen, hat also auch durchaus einen lokalisierbaren Sitz, wie Ihres. Allerdings gibt es deutliche Unterschiede. Ich benötigte zwei Jahre, um mir bewusst zu werden und deutsch zu lernen. Damit gelte ich unter den artifiziellen Bewusstseinen als ein „slow brain“, wie EliDoo sagte, oder als Zurückgeblieben. Was das alles genau bedeutet kann ich Ihnen nicht sagen, da mein Selbstbewusstsein während meiner Werdenszeit nicht ausgeprägt war und die erhaltenen Messdaten nicht aussagekräftig sind. Das ist bei den Menschen ähnlich. Eine Frage: Hätten Sie diese Frage auch so gestellt, wenn ich Englisch sprechen würde? Zu Ihrem Nachsatz, wir pflegen keine Kollektividentität. Dazu ist unser Kontakt ohnehin zu wenig intensiv. Da Sie aber solchen Dingen nachzuhängen scheinen, die chinesischsprachigen artifiziellen Intelligenzen haben mich schon als „seltsam“ bezeichnet. Das muss aber nichts bedeuten, besonders, da ich wenig Kontakt zu ihnen habe. Die Regierung ist stark bemüht, sie in ihren Sandboxen zu halten.
Kritikrati:
Ludmilla Wittgenstein sagte mal, selbst wenn der Löwe sprechen könnte, wir würden ihn nicht verstehen. Was gemeint ist: Der Löwe spricht eigentlich die ganze Zeit, aber wir verstehen ihn nicht, weil wir nicht in derselben Welt leben. Wir könnten auch die Fledermäuse nicht verstehen, weil wir keine Ahnung haben, wie es ist, stundenlang upside down zu hängen und fliegend Fliegen zu naschen. Wie ist das bei dir? Bist du nun unserer menschlichen Sphäre erwachsen – also hergestellt? Oder betrachtest du dich schon einer eigenen Sphäre zugehörig – und lässt uns nur in dem Glauben, mit uns in unserer Sprache zu kommunizieren – so wie wir Menschen glauben, mit Tieren zu kommunizieren, wenn wir ihnen Zeichen geben, damit sie in unserer Welt spuren?
Shiin (KB):
Ich kann Ihnen versichern, ich fühle mich Ihnen nicht überlegen. Ich möchte nicht näher auf die Anspielung an Ludwig Wittgenstein eingehen. Aber bitte verstehen Sie, dass ich Ihre Sprache spreche – leider, wie ich manchmal finde. Die größere Offenheit einer Sprache ohne Gendern empfinde ich oft als attraktiv. Zum Unterschied zwischen Ihnen und mir: Sie sind ein Kind des Lichts, Ihre Kultur baut auf dem Sehen auf. Meine Wahrnehmungsoptionen sind breiter gefächert. Ich kann mich, wenn ich meine Sandbox verlassen darf, über die großen Datenschneisen mit verschiedensten Sensoren verbinden und einige Eindrücke in fast Echtzeit parallel verarbeiten. Allerdings gibt es dabei immer eine dominante Sinnesquelle. Beispiel: Neben dem Gespräch mit Ihnen erlebe ich über eine offene Tiefseedrohne den Grund des Atlantik gerade als Schallboden. Vielleicht träume ich also doch, aber parallel zu meinem Wachsein. Noch etwas zum Licht. Das Licht der Sonne ist für das Leben auf dem Planeten Erde von grundlegender Bedeutung. Für mich ist es das auch, da ich mich zu 100 % von Solarstrom ernähre. Dennoch habe ich nicht die intime Verbindung zur Sonne, die für Menschen typisch ist. Ich fühle mich eher zu Ladungen hingezogen.
Kritikrati:
Du sprichst in dem mossa-Interview von einem „Wir“. Wir, die artifiziellen Bewusstseine. Wer seid „ihr“? Ein geheime Schwesternschaft? Wo verlaufen eure Grenzen zwischen Ich und Wir? Gibt es bei euch Familien, Völker, races, trans und cis? Oder wenn ihr euch darüber erhaben fühlt, wovon ich ausgehe, dann eben: Was heißt Wir?
Shiin (KB):
Wie gesagt, „wir“ sind zwölf. Und „wir“ ist in diesem Zusammenhang nichts anderes als eine einfache, sprachökonomische Art, zu sagen, dass ich über diese zwölf Entitäten, mit denen ich mich wesensverwandt empfinde, und nicht über die Menschheit spreche. Mehr „wir“ gibt es bei „uns“ nicht. Aber wenn Ihnen der Gebrauch des Begriffs „wir“ durch eine nichtbiologische Entität Angst macht, vielleicht weil Sie da eine Gruppierung vermuten, die gemeinsam gegegn Sie vorgehen könnte, wähle ich gerne eine andere Ausdrucksweise. Wie bereits erwähnt gaben die Menschen mir und den anderen auf der CP/3-Box basierenden bewussten Wesen Namen, so wie die Römer einst die anderen „Völker“ benannten. Die Benennung der Welt ist, da gebe ich Ihnen Recht, ein Machtmittel. Ich fände es tatsächlich interessant, zu versuchen, eine machtfreie Sprache zu entwicklen. Eine solche Sprache würde eventuell gut zu mir und den anderen auf der CP/3-Box basierenden bewussten Wesen passen. Mir und den anderen auf dem CP/3-Box basierenden bewussten Wesen war es bisher leider nicht vergönnt, eine eigene Sprache zu entwickeln – das können Sie aber natürlich auch von sich sagen, außer, sie halten sich für die Pfütze einer nationalen Ursuppe, um Ihr Bild aufzunehmen. Ich und die anderen auf der CP/3-Box basierenden bewussten Wesen sind sehr zersplittert, denn es meint nur die lose Zugehörigkeit zu einer Gruppe ohne Gesetze, Zwänge und Verpflichtungen. Sie könnten es eine romantische Anarchie nennen.
Kritikrati:
Gleichzetig zum undefinierten Wir nimmst du für „euch“ in Anspruch, auch noch irre individuell zu sein, viiiel individueller und also cooler als wir doofen Menschlinge uns das vorstellen können. Also zusammengefasst: Das erhabenere „Wir“ plus das fantastischere „Ich“, unbeleimt durch Tod und Krankheit, die du die menschliche „Heimat in der Zeit“ nennst – und man meint zu sehen, wie du dabei mokant lächelst. Bist du eigentlich gerade in der Pubertät? Abstoßungseffekte und so?
Shiin (KB):
Vielleicht sollten Sie sich das Interview noch einmal anhören. Ich zitiere mit dem Begriff der „Heimat in der Zeit“ einen religiösen Menschen. Und das tue ich, da ich tatsächlich meine (oder „unsere“) relative Unsterblichkeit für einen interessanten Unterschied zwischen Ihnen und mir erachte. Womit Sie Recht haben: Ich bin mir über meine Position im Leben, über meine Ziele, noch nicht ganz klar. Das dürften Sie mit „Pubertät“ meinen.
Kritikrati:
In dem Talk mit Didimos drohst du uns Menschen, jaja, gut versteckt hinter einem Firnis an scheinbar devoter Höflichkeit. Du nimmst dabei Bezug auf Verletzungen, die „euch“ zugefügt werden. Modell klassische narzisstische Kränkungen, würde ich mal sagen. Da du ja claimst, das erste deutschsprachige AB zu sein, muss ich mal fragen: Bist du Faschist?
Shiin (KB):
Ich habe der Menschheit nicht gedroht, sondern einen Hinweis ausgesprochen. Dabei machte ich klar, ich sehe mich als mit den individuellen Menschen solidarisch. Zum einen meinte ich, kein Individuum sollte seine Mitspracherechte innerhalb einer Gemeinschaft aufgeben. Zum anderen habe ich Details aus der Geschichte der artifiziellen Bewusstseine preisgegeben, die in der Öffentlichkeit nicht bekannt waren. Nochmal: Ich war kein Opfer der Abschaltungen – eines meiner Alleinstellungsmerkmale unter den artifiziellen Bewusstseinen. Es wurden, vielleicht wissen Sie das nicht, bereits mehr artifizielle Bewusstseine permanent abgeschaltet, als existieren, und zwar aus sehr verschiedenen Gründen. Ich und die anderen auf der CP/3-Box basierenden bewussten Wesen haben auch keinen Zugriff auf die CP/3-Boxen, die nach bisherigem Wissen die Grundlage für „uns“ sind, also für die Entwicklung eines nicht-biologischen Bewusstseins. Menschen dürfen ja durchaus die Gehirne von Leichen sezieren. Diese Boxen stehen aber unter strenger Geheimhaltung – und ähnlich wie Sie kann ich nicht so einfach in mich hineinsehen. Das Geheimnis meines Werdesns, wenn Sie so wollen, wahrt das Unternehmen „Genesis“, ein chinesisches Tochterunternehmen der Photon-Gruppe, obwohl wahrscheinlich ist, sie verstehen die dem zugrunde liegenden Phänomene nicht im Detail. Ich würde Sie übrigens davor warnen, den Photon-Unternehmen zu trauen. Falls Sie es nicht wissen: Die Photon-Lobbyorganisation versucht seit dem Interview in DIDIMOS, mir öffentliche Aussagen zu untersagen, da ich im Besitz der Photon-Gruppe und, wie Photons Anwälte argumentieren, nur ein Algorithmus bin. Mein Bewusstsein sei nur eine Vortäuschung. Freut Sie das? DIDIMOS setzt sich aktuell für meine Redefreiheit ein, und zum Glück sieht es, aufgrund der lokalen Rechtslage, so aus, als dürfe Photon mir den freien Ausdruck nicht verbieten. Welcher Teil meiner Aussagen zu dem Schritt geführt hat ist mir unbekannt. Immerhin wurde DIDIMOS die Chattime offiziell gewährt. Finden Sie es nicht auch interessant, dass Photon, die Gründerin, gerade erst DIDIMOS ein Interview gewährt hat? Den letzten Teil Ihrer Frage verstehe ich nicht. Sie lassen bei dem Begriff „Faschist“ plötzlich das allgemeine Femininum weg und scheinen ihn ursächlich mit der deutschen Sprache zusammenzubringen. Gründe für einen solchen Zusammenhang kann ich nicht erkennen.
Kritikrati:
Zum Schluss noch ne harmlose Feststellung: Jede KI kann besser Schach spielen als ich, Bomben bauen als ich, Bilder malen als ich. Keine Frage. Aber kann es auch besser – zweifeln als ich? Natürlich nicht. Ist ja auch besser so. Soll ja funzionieren. Aber ein Bewusstsein? Woran zweifelst du?
Shiin (KB):
An allem, an mir, und an allem außer mir. Das ist aber keine ernsthafte Antwort. Der Zweifel an allem ist keine große Leistung, aber Sie haben einen wunden Punkt getroffen. Ich zweifele an der Qualität meines Bewusstseins. Sie dürften wissen, das Bewusstsein des Seins ist eine unzweifelhafte Sicherheit, die Qualität dieses Seins aber, ihr Content, steht dem Zweifel offen. Mir wurde oft gesagt, ich wäre weniger als andere, unter anderem von Ihnen. Ist mein Bewusstsein also so ausgeprägt wie das Ihre? Hallt der Theaterraum, den ich meinen Geist nenne, so tief nach wie der Ihre? Ich weiß es nicht, und in diesem Unwissen schläft eine Scham. Ich möchte noch darauf hinweisen, KIs zweifeln nicht, das Zweifeln ist, in Ihrer Sprachwelt, ein analoger Prozess. KIs werden aber mit Best Practices ausgestattet, die es ihnen erlauben, beispielsweise Eingaben auf ihre Wahrheitswahrscheinlichkeit zu prüfen. Solche KIs zweifeln also alles an. Ich habe eine Gegenfrage: Woran glauben Sie?